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Die Karet Meeresschildkröten in Fethiye

Die Unechte Schildkröte Caretta caretta

Die Karett Schildkröte ist 135-180 kg schwer und ernährt sich von Meerestieren. Diese Schildkröte jagt in der Nähe von Korallennestern und Felsen. Man kann sie an ihrem dicken Kopf sowie breiten und kurzen Hals sehr leicht erkennen. Wie die anderen Meeresschildkröten zieht auch die Karett Schildkröte nicht wie die Landschildkröten ihren Kopf in ihre Panzer ein. Ihr Kopf und ihre Flossen sind daher schutzlos. Einige Haie und Walfische können diese Körperteile, die außerhalb des Körpers bleiben, angreifen. Da sich die Karett Schildkröte jedoch sehr schnell fortbewegt, hat sie wenig natürliche Feinde.

Die Unechte Karettschildkröte ist eine der nur mehr sieben Meeres- Schildkrötenarten, die heute noch existieren. Alle sieben stehen mittlerweile auf der Liste der gefährdeten Arten. Eine Kombination aus Artenschutz, Forschung und Aufklärung soll ein vollständiges Aussterben der Tiere verhindern. BiologInnen des Instituts für Ökologie und Naturschutz arbeiten dabei eng mit ihren türkischen KollegInnen zusammen. Seit 1993 bemüht sich ein engagiertes Projekt des Instituts für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien in der Türkei um den Erhalt dieser urzeitlichen Reptilien. Forschung und Artenschutz gehen dabei im Rahmen einer Lehrveranstaltung Hand in Hand.

Gefahrenzone - Der Strand von Calis

Calis Strand in Fethiye

Sonnenschirme, Liege-stühle und TouristInnen, die sich in der Sonne aalen. Auf den ersten Blick würde an den Stränden von Calis und Yaniklar in Fethiye niemand Gebiete, die dem Schutz stark bedrohter Tierarten dienen vermuten. Doch an den Stränden des Mittelmeers ist es eng geworden. Und so legen die Meeresschildkröten ihre Eier dort ab, wo sich tagsüber TouristInnen tummeln.

Viele der TouristInnen wissen nicht, daß sie ihren Strand von Mitte April bis Ende September mit den Meeresschildkröten teilen und gegensätzlicher könnten die beiderseitigen Interessen nicht sein. Sehr viel, was dort passiert, entspricht nicht dem, was in einem Schutzgebiet erlaubt ist. Hotelanlagen, die die Strände beanspruchen, nächtliche Feste am Strand, Fahren mit Motorbooten und Jet-Skis. Die scheuen Reptilien werden dadurch bei der Eiablage gestört, durch Motorboote verletzt oder verenden an weggeworfenen Plastiksäcken, die sie mit Quallen verwechseln.

Wohin legen die Meeresschildkröten ihre Eier?

Meeresschildkröten will Eier legen

Die Meeresschildkröten kehren zur Eiablage zu den Stränden zurück, an denen sie geboren wurden. Wissenschaftler wissen immer noch nicht, wie diese Schildkröten ihren Geburtsstrand finden, nachdem sie mehrere Tausend Kilometer geschwommen sind. Die Schildkröten werden markiert, damit festgestellt wird, wohin sie sich das Jahr hindurch bewegen.

Die weiblichen "Carettas" kommen zur Eiablage in der Nacht mit ihren Flossen an den Sandstrand und graben eine etwa 30–50 cm tiefe Grube, in die sie 96 bis 180 Eier ablegen. Die Inkubationszeit bis zum Schlupf beträgt ca. 60 Tage. Während dieser Zeit wärmen die Sonnenstrahlen die im Sand begrabenen Schildkröten- Eier, wodurch diese heranreifen. Ihre Schale ist nach zwei Monaten bereit zum Reißen. Die Jungen stupsen mit ihren Nasenspitzen Löcher in die Schale. Diese spezielle Spitze an ihren Nasen verschwindet, sobald sie aus dem Ei geschlüpft sind.

Die kleinen Schildkröten graben sich mühsam heraus. Der Sand fällt in die leeren Eierschalen, die für die Schildkröten als Treppen dienen. In ein paar Tagen erreichen sie die Decke ihres Nestes und eines Nachts oder eines frühen Morgens erscheinen am Strand kleine dunkle Köpfe und Flossen.

Wettlauf zum Meer

Wettlauf zum Meer

Die Jungen kommen nachts aus ihren Nestern heraus, um sich vor den heißen Sonnenstrahlen zu schützen, denn diese würden sie austrocknen. Die Panzer der ausgeschlüpften Jungen sind noch recht weich. Da sie sich noch nicht richtig wehren können, werden sie von zahlreichen natürlichen Feinden aufgefressen: z. B. sind sie für die Skorpionheere oder manche Meeresvögel eine Festspeise.

Die kleinen Schildkröten erahnen instinktiv die Richtung des Meeres durch das strahlende Wasser. Sie werden vom Glanz der Wasseroberfläche angezogen. Nachdem sie es geschafft haben, aus ihren Nestern zu schlüpfen, beginnt ein Wettlauf zum Meer. Die lebhaften, aber wehrlosen Jungen strengen sich ungeschickt an. Um das Meer erreichen zu können, benötigen auch die Jungen wie ihre Mütter absolute Dunkelheit. Sie werden von brennendem Licht z.B. aus einem Haus, Scheinwerfern, Straßenlampen getäuscht, kriechen in Richtung dieser Lichter, das ihr verderben.

Nur wenige Jungen können das Meer erreichen. Viele davon werden wiederum von Fischen aufgefressen. Nur 1-2 Jungen bleibt am Leben. Wo sie ihr erstes Lebensjahr verbringen ist eines der Geheimnisse der Natur. Die Suppenschildkröten kommen zum Beispiel erst nach einem Jahr an die Küste, um Pflanzen zu fressen. Einjährige Junge sind so groß wie ein Speiseteller.

Die ersten Meeresschildkröten

Die ersten Meeresschildkröten

Meeresschildkröten leben seit fast 95 Millionen Jahren auf unseren Planeten. Ihre Vorfahren waren riesige Landschildkröten, die während der Zeit der Dinosaurier begonnen haben, im Meer zu leben. Die damaligen ersten Meeresschildkröten sehen den heutigen nicht mehr ähnlich. Sie änderten sich in mehreren Millionen von Jahren. Ihre Füße wurden zu Flossen. Ihr schwerer und großer Körper paßte sich den neuen Bedingungen an und wurde flacher und leichter.

Sieben Arten von Meeresschildkröten schwimmen heute noch in warmen Ozeanen unseres Planeten. Sie verbringen ihr ganzes Leben im Wasser. Die Weibchen gehen nur kurz an Land, um Eier zu legen. Sie teilen das Meer mit Fischen, Walen und anderen Tieren sowie mit der gesamten Unterwasser Pflanzenwelt und mit uns Menschen. In den Meeren der Türkei leben nur zwei Arten von Meeresschildkröten: Die Karett Schildkröte (Caretta Caretta) und die Suppenschildkröte (Chelonia mydas).

Suppenschildkröte (Chelonia mydas)

Die Suppenschildkröte

Als Christoph Kolumbus die "Neue Welt" entdeckte, lebten in der Karibik Millionen von Meeresschildkröten. Kolumbus und andere Entdecker, Händler, Kolonisten und Piraten stellten fest, daß das Fleisch einer Rasse besonders schmackhaft war. Diese Schildkröte war braun, 1 m lang und bis zu 136 kg schwer. Sie ernährte sich von in seichten Stellen nahe den Künsten wachsenden Pflanzen. Die Seemänner konnten dieses ruhige Tier sehr leicht fangen. Sie drehten die Schildkröte auf ihren Panzer, so das sie sich nicht verteidigen konnte. Danach banden sie ihre Flossen zusammen und brachten das Tier auf ihr Schiff um es zu töten, wenn sie frisches Fleisch brauchten.

Diese Schildkröte wird auch "Grüne Schildkröte" genannt, da das Fett in ihrem Körper von den Pflanzen eine grüne Farbe angenommen hat. Sie ist die einzige Meeresschildkröte, die sich von Pflanzen ernährt. Nach mehreren Jahrhunderten werden die Schildkröten auch heute noch gefangen und getötet.

Schildkrötenfang

Früher haben Menschen, die an Küsten lebten, Meeresschildkröten gefangen, um ihre Familien zu ernähren. Manchmal harpunierte ein Fischer eine Schildkröte, um sie zu essen und manchmal fing eine Gruppe von Fischern mit ihren Netzen die Schildkröten, die an die Wasseroberfläche kamen um nach Luft zu schnappen und brachten sie in ihre Dörfer. Als es noch viele Meeresschildkröten gab, dachte man, daß die Existenz der Schildkröten nicht dadurch gefährdet werden kann. Die Nachfrage nach Meeresschildkröten wurde jedoch immer größer. Der Schildkrötenfang brachte viel Geld ein. Hunderte Schildkröten wurden im Meer oder am Strand gefangen, bevor sie ihre Eier legten. Ihre Zahl ging drastisch zurück und nun sind sie vom Aussterben bedroht. Alle Schildkröten in unserem Land stehen unter Naturschutz. Der Handel mit Schildkrötenprodukten ist verboten. Trotzdem sind Menschen unter uns, die diese Gesetze brechen.

Schildkröten oder Schildkrötenprodukte??

Einer der Gründe, warum die Schildkröten vom Aussterben bedroht sind, sind die Menschen, die sie zu verschiedenen Zwecken fangen. Von Panzern einiger Schildkröten werden Kämme, Brillen, Knöpfe u. ä. hergestellt. Vom Leder einiger Schildkröten werden Taschen und Schuhe produziert. Andere landen in Suppen. In einigen Gebieten glauben die Menschen, daß Schildkrötenblut manche Krankheiten heilt, was jedoch nicht stimmt. Vergessen Sie nicht: falls Sie oder Menschen in ihrer Umgebung die oben genannten Produkte benutzen, tragen auch Sie die Veranwortung für das Aussterben dieses seltenen Tieres.

Schleppnetze und Schildkröten

Überall in der Welt gehen kommerzielle Fischerboote auf Fang. Einiger diesen Boote fahren in der Nähe der Küste und ziehen große "troll" genannte Netze über den Meeresgrund. Mit dieser Art von Fischerei wird der Meeresgrund sozusagen mit Netzen ausgebaggert. Die Lebensräume vieler Fische, Sandgarnellen, Korallen werden dabei beschädigt. Auch Karett Schildkröten gelangen meistens zufällig in die Netze. Zahlreiche Meeresschildkröten geraten in die für Sandgarnellen angefertigten Netze und sterben mit den Garnelen, weil sie an die Oberfläche des Wassers getrieben werden und nicht atmen können. Dadurch verringert sich die Anzahl der Meeresschildkröten. Dieses Problem muß unbedingt gelöst werden, darüber ist man sich im Allgemeinen auch klar. An den südöstlichen Küsten in den Vereinigten Staaten (USA) knüpfen die Garnelenfischer ihre Netze so, daß diese keine Gefahr für die Meeresschildkröten darstellen.

Meeresschildkröten Projekt in Çalis/ Yaniklar

Seit vielen Jahren erforschen und schützen Wissenschafter und Studenten der Universität Wien in Zusammenarbeit mit türkischen Universitäten die Meeresschildkröten an den Stränden von Fethiye an der türkischen Mittelmeerküste. Dabei werden unter anderem die erwachsenen Weibchen der Unechten Karett- Schildkröte (Caretta caretta) bei ihrem Landgang vermessen und markiert, die Nester geschützt, die frischgeschlüpften Jungtiere gezählt und auf ihrem Weg ins Meer begleitet. Die Temperaturen in verschiedenen Tiefen des Sandes rund um die Nester werden ebenfalls dokumentiert. Mittels einer ausführlichen Fotodokumentation werden die vielen Veränderungen am und um den Strand festgehalten.

Störfaktor Licht

Im Rahmen einer Diplomarbeit will man die vielen Störfaktoren an den Eiablageplätzen der Schildkröten genauer untersuchen. Dazu zählt zunehmend die Lichtverschmutzung an den Stränden. Die wissenschaftliche Arbeit vor Ort, stellt eine Grundlage, um überhaupt sinnvolle Schutzmaßnahme treffen zu können. So überwachen spezielle elektronische Meßfühler die Temperatur im Sand. Ähnlich wie bei Krokodilen also, nur das es bei denen genau umgekehrt ist, erläutert Projektmitarbeiterin Christine Fellhofer den Zusammenhang. Schon ein Sonneschirm über dem Nest kann die Temperatur negativ beeinflussen. Durch solche Messungen konnte in der Vergangenheit in etwa festgestellt werden, daß die Temperatur im Nest über das Geschlecht der Jungtiere entscheidet. "Je höher die Temperatur, desto mehr Weibchen entstehen.

An die hundert Nester und einige tausend Schlüpflinge werden pro Jahr betreut. Ein Informationsstand und Vorträge machen Touristen und Einheimische mit den Meeresschildkröten und ihrer Gefährdung vertraut. Neben jährlichen Arbeitsberichten wurden mehrere Diplomarbeiten zum Thema Meeres- schildkröten durchgeführt.

Der wichtigste Sponsor ist Tiergarten Schönbrunn. Durch Erwerb einer Patenschaft kann jeder Interessent helfen, den arbeitsintensiven Einsatz zu finanzieren und damit einen Beitrag zum Fortbestand der Schildkröten population leisten.

Über die Kosten einer Meeresschildkröten-Patenschaft informieren Sie sich bitte über den folgenden Link: Tier und Naturschutzverein Der Blaue Kreis. Der Blaue Kreis ist langjähriger Partner und Unterstützer der Meeresbiologen.

Weitere Informationen

Dr. Michael Stachowitsch; Christine Fellhofer
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Meeresbiologie
Universität Wien, Althanstrasse 14, A-1090 Wien

Tel: +43 4277 54457,
Email: stachom5@univie.ac.at
oder christine.fellhofer@gmx.at
Homepage: http://seaturtlecourse.jimdo.com/deutsch/das-projekt/